23.samstag

colours

h 20
Westerland
Kirche St.Nicolai
Eröffnungskonzert

Werner Pirchner – Klaviertrio „Heute… war Gestern Morgen…“
Ezio Bosso – Danza Rumba verso il buco
Alessandro Marcello – Adagio aus dem Oboenkonzert
Franz Listz – Ave Maria aus Harmonies poétiques et religieuses
Bela Bartok – Violin Duette (Auswahl)
Maurice Ravel – Alborada del gracioso (Arr. Elaine Douvas)
Henry Purcell – Chaconne in g moll (Arr. Benjamin Britten)
Johannes Brahms – Rondo alla Zingarese aus dem Klavierquartett

***Pause***

Antonín Dvorak – Klavierquintet in A-Dur op. 81

 

*mit Lichtkunst

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Über das Programm

Alles begann 2012 mit „Heimat?“, einer Komposition für Klaviertrio des österreichischen Komponisten Werner Pirchner. Eine Dekade und zehn Festivals später kommt er zurück, um die zehnte Edition des KmfSylt zu eröffnen. Der Titel eines seiner weiteren Klaviertrios „Heute… war Gestern Morgen. Heute… ist Morgen Gestern“ spielt mit der Dimension der Zeit und die Bezeichnungen der ersten drei Sätze scheinen wie gemacht für dieses Jubiläum, das einen vorwärtsschauenden Rückblick auf die KmfSylt-Geschichte geben will.

Fragile und reminiszente Klänge im ersten Satz schauen gedanklich in die Vergangenheit; kraftvoll und freudig scheinen die folgenden Sätze das Hier und Jetzt zu feiern und sich des Zusammenseins zu erfreuen. Der vielseitige Komponist, Dichter und Zeichner Werner Pircher, der auf ungewohnte Weise Elemente aus Jazz, Unterhaltungs- und sogenannter Ernster Musik auslotet, leitet mit seiner Musik den ersten Teil des Konzerts bestens ein mit all seinen Farben und Emotionen.

Süditalien im Sommer: Kinder, die in der flirrenden Hitze in die gelben Kornfelder rennen im Film „Io non ho paura“, vertont von Ezio Bosso in seiner minimalistischen Manier.
Alessandro Marcello, Vertreter des italienischen Barocks, bringt uns mit dem erhebenden Klang der Oboe im Adagio zum Schweben. 
Von der klassischen Vokalpolyphonie und gregorianischen Weisen ist Franz Liszts Ave Maria geprägt. Ein meditatives Gebet und Ausdruck einer Geistigkeit aus dem Zyklus der zehn Harmonies poétiques et religieuses.
Osteuropäische Folklore in den kurzen und amüsanten Miniaturen für zwei Violinen Bela Bartoks.
Lebhafte Tanzmusik, kecke Übermütigkeit und Spanisches Flair in der „Alborada del gracioso“ des Franzosen Maurice Ravel.
Die Klarheit in der Musik Henry Purcells, stets bewundert von seinem Landsmann Benjamin Britten, der dessen Chaconne für Streichquartett arrangierte.
Die von Johannes Brahms so geliebten „zigeunerischen“ Rythmen münden in ein feuriges, jugendlich-forsches rondo alla zingarese, letzter ungeheuer mitreißender Satz seines Klavierquartetts in g-moll.

Wo welche Farben in dieser extrem konzentrierten Vielfältigkeit zu hören sind, ist Ihnen überlassen, denn die Empfindung für die Farben ist letztendlich subjektiv.
Aber eins ist sicher: Der Austausch der Kulturen und die friedliche Vereinigung so vieler verschiedenen Traditionen, Stile, Länder, Epochen beweisen so stark, wie bunt und bereichernd die Diversität ist. 
Und so feiert die Jubiläumsedition die kulturelle Fülle des europäischen Kontinents wie die Farben in einem großen Spektrum.

Ebensolch eine Komposition voller Farben stellt der bildende Künstler Ingo Wendt visuell mit seiner poetischen Lichtkunst dar. Die Essenz der Farben, ihre Transformation in entschleunigten Dynamiken und die Mischungen, die mit der Zeit zwischen ihnen entstehen, ermöglichen eine weitere Wahrnehmungsebene.

Das großartige Dvořák-Quintett schließt den Auftakt zu dieser Jubiläumsedition, wie es auch die allererste Festivaledition 2012 abgeschlossen hat. Bereits zu seiner Zeit sehr beliebt, ist es bis heute zu Recht eines der meistgespielten Stücke des Komponisten. Dvořák knüpft dabei an sein neun Jahre älteres Streichsextett an, in diesem Festival ebenso zu erleben in der Matinée in St. Niels. Er verschafft im zweiten Satz einer Dumka Gehör – einem ukrainischen Volkstanz – , die zwischen langsamen Abschnitten und raschen Tanzrythmen alterniert. Hier, wie auch im gesamten Werk, sind unzählige Farben zu spüren: reiche melodische Themen, Melancholie und euphorische Freude, volkstümliche Tänze mit böhmischen Sprengseln, spätromantischer Pathos, inniger Zauber und prachtvolle Klangfülle.

 

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24.sonntag

heimat?

h 14
Keitum
Kontorhaus
Konzert für den Freundeskreis

Gustav Jenner – Ballade in e-moll
Mykola Lyssenko – Elegie „La Tristesse”
Pjotr Tchaikowsky – Valse sentimentale
Bedřich Smetana – Aus der Heimat
Johannes Brahms – Ungarische Tänze (Auswahl)
Antonin Dvorak – Slawische Tänze (Auswahl)

 

*mit Malerei

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Über das Programm

Seine Heimat fand das Kammermusikfest Sylt 2012 auf der Insel Sylt. Die Freund*innen des Kammermusikfestes haben entscheidend dazu beigetragen, dass das Festival nun erfolgreich seine zehnte Ausgabe auf der Nordseeinsel feiern kann. Danke Euch und Ihnen allen dafür!

Heimat ist so vielfältig, sie kann so verschiedene Formen und Bedeutungen annehmen. Wo ist man geboren? Wo fühlt man sich „zu Hause“? Wo ist man Teil der Community eines Ortes oder Landes? Ist es einfach ein „Gefühl“ von Identität oder auch ein starker Ausdruck der Identität, die in der Musik des bestimmten Landes oder Kulturkreises zugrunde liegt? Grundsätzlich ist es aber immer eine starke Verbundenheit, die zu einem bestimmten Gebiet zu spüren ist. Für die Leipziger Malerin Sophia Loth ist Heimat der Ort, an dem man sich wohlfühlt und gerne immer wieder zurückkehrt. Und dieser Ort ist für sie die Natur als tiefe Inspirationsquelle ihrer künstlerischen Arbeit, von der die Freund*innen des Festivals ein exklusives, kleines Präsent erhalten werden.

Die Ballade für Klavier Solo stammt von einem gebürtigen Sylter Komponisten! Gustav Jenner, am 3. September 1865 in Keitum auf Sylt zur Welt gekommen, gilt  als einziger Schüler von Johannes Brahms – eine ganz besondere Ehre. Seine ersten fünf Lebensjahre verbrachte Gustav Jenner auf der Insel, bevor er in Kiel die Schule besuchte und nach dem Abitur über eine Empfehlung des Dichters Klaus Groth zu dessen Freund Johannes Brahms im Jahr 1888 nach Wien reiste.  Die Begegnung mit Johannes Brahms hielt Jenner selbst für „das entscheidende Glück seines Lebens“. Seine Musik steht in enger Verbindung zu der Klangwelt seines Lehrers, hat aber doch zu einem ganz eigenen Klang gefunden. In den oft sehr gesanglichen Themen wird Jenners intensive Beschäftigung mit dem Volkslied spürbar.

Was wir mit dem aktuellen Krieg erleben, den Russland gegen die Ukraine führt, stimmt uns nachdenklich zum Thema „Heimat“. Die plötzliche Entwurzelung aus der Heimat durch Vertreibung, Angriffe, Gewalt und Zerstörung ist ein ungeheures Schicksal. Die Musik des Ukrainers Mykola Lysenko und des Russen Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, beides musikalische Überväter ihrer jeweiligen Länder, treten hier in einen engen, friedvollen Dialog.  In Lysenkos ElegieLa Tristesse“ erklingt eine langsame Valse, deren Charakter und Stimmung eine Verbindung zu der „Valse sentimentale“ Tschaikowskys findet, die nicht harmonischer sein könnte. Dieses „Gespräch“ will betrachtet sein als ein Symbol des Friedens: Denn Musik und musikalische Strömungen vermögen es, sich über Ländergrenzen hinweg zu vereinigen. Sehnsuchtsorte werden zum Ausdruck gebracht, ohne nationalistische Trennungen oder Konflikte herbeizuführen. Musik ist seit jeher eine universelle Sprache, der es immer gelingt, Grenzen zu überwinden. 

Auch Bedřich Smetanas „Aus der Heimat“ schreit buchstäblich danach, in dieses Konzertprogramm aufgenommen zu werden. Nicht nur aufgrund des Titels, sondern gleichzeitig ist die Musik auch eine Liebeserklärung an die heimatliche böhmische Landschaft und deren Bewohner*innen in ihrer authentischen Musikalität.

Und Johannes Brahms? Als Lehrer Jenners gehört er natürlich in dieses Konzert. Aber auch vertonte er in den berühmten und vom Publikum geliebten „Ungarischen Tänzen“ die exotische Ungezügeltheit der damals sogenannten „Zigeunermusik“, die von einer sehr starken Heimatverbundenheit geprägt ist. Insgesamt komponierte er 21 Ungarische Tänze für Klavier vierhändig, in denen er ungarische und „Zigeunermelodien“, aber auch eigene Themen „nach ungarischer Art“ verarbeitete. – Volkstümliche Kunstmusik wird Ausdruck von Heimat…

Ebenso in den „Slawischen Tänzen“ Dvořáks, die in enger Verwandtschaft mit jenen von Brahms stehen und sich auch inhaltlich – mit ihren charakteristischen Anleihen an die Rhythmik böhmischer und mährischer Volkstänze – stark an ihrem Vorbild orientieren. Überhaupt war es erst Brahms, der seinen Verleger auf den damals noch unbekannten jungen Komponisten aufmerksam machte.

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kmfsylt to go

h 20
Westerland
Hotel Wyn
Kammermusik to go

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Über das Programm

Ein musikalischer Moment mit Meerblick!
Wyn ist Söl’ring, also Sylterfriesisch, und heißt nichts anderes als Wind. Und genauso ungezwungen, intensiv und lebendig 
wie der Wind selbst ist das Haus und seine Gastgeber*innen. Ganz oben befindet sich die Lounge mit einer herrlichen Aussicht. Hier schweift das Auge frei über die Nordsee, während durchaus mal eine steife Briese draußen vorbeiwehen kann. Im modernen, hyggeligen Ambiente wird man hier einem Kammermusik to go lauschen können, während die Sonne langsam gen Meer sinkt.

sei dabei

25.montag

mirrors

h 11:30
Klappholttal
Akademie am Meer

Osvaldo Golijov – Last Round
Robert Schumann – Adagio und Allegro
Arvo Pärt – Spiegel im Spiegel
György Kurtág – Hommage à R. Sch
Mauricio Kagel – Match für drei Spieler

 

*mit Tanz

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Über das Programm

Ein Spiegel-Spiel – programmatisch als Spiegel konzipiert: Dieses Konzert ist ein Spiegelbild in sich. Auch jedes der Stücke an sich zeigt eine Idee von Reflektion, Dualität, trägt Widmungen oder Zitate, konfrontiert mit musikalischen Messages und spielt ebenfalls mit dem Bild des Spiegels. 

„Mirrors“ ist achsensymmetrisch aufgebaut – alles dreht und spiegelt sich um das zentrale Stück „Spiegel im Spiegel“. Es ist vielleicht das bekannteste Stück des estnischen Komponisten Arvo Pärt, dessen Ausdruck von Klarheit und Reflektion durch die körperliche Darstellung der Tänzer*innen der Palucca Hochschule Dresden unterstützt wird. „Spiegel im Spiegel“ ist die klare Mitte, von der aus sich das Konzert zu beiden Seiten hin entwickelt. Das Werk ist eines der Letzten, das Arvo Pärt vor seinem Weggang aus Estland komponiert hat. 1978 gab der renommierte russische Geiger Spivakov das Stück für Violine und Klavier bei ihm in Auftrag. „Das musikalische Material ist von äußerster Klarheit und Strenge geprägt. Es besteht nur aus der Melodie des Soloinstruments und der dreitönigen Klavierbegleitung. Die Struktur des Stücks folgt einer strengen Formel, bei der keine Note dem Zufall überlassen wird. Der Titel spiegelt direkt das Geschehen in der Musik wider: Auf jede aufsteigende melodische Linie folgt eine absteigende Spiegelphrase“, wie es das Arvo Pärt Centre beschreibt.

Von diesem Stück ausgehend, „spiegeln“ sich dann zunächst die beiden Kompositionen von Robert Schumann und György Kurtág, die jeweils ein Spiegelspiel in sich tragen und sich wiederum gegenseitig an zweiter und vierter Stelle im Konzert spiegeln. 

Kurtágs „Hommage à Robert Schumann“ findet eine Verbindung zu Schumanns „Adagio und Allegro“ nicht nur durch seine direkte Ansprache und seine Widmung. In seiner Hommage verwendet er das romantische Modell des Fantasiestücks und die Besetzung der „Märchenerzählungen“ von Schumann (Klarinette, Viola und Klavier) und zitiert in der Musik die Trinität der Alter Egos Schumanns ganz direkt: den extrovertierten und stürmischen Florestan, den reservierten, kontemplativen Eusebius und den bedachten Meister Raro. 

Robert Schumann komponierte 1849 eine Gruppe von Kompositionen für Bläser und Klavier – das „Adagio und Allegro op. 70 für Horn und Klavier schrieb er im Februar, parallel zu den Fantasiestücken für Klarinette und Klavier. Die zwei Sätze – benannt nach den italienischen Satz- bzw. Tempoanweisungen – bilden in sich ein Gegensatzpaar, wie es eindeutiger nicht sein könnte. Eine zeitgenössische Kritik beschreibt diesen Kontrast überaus treffend als „Stellen innigsten, zartesten Ausdrucks, wie auch andere der feurigsten Leidenschaftlichkeit“

Das erste und das letzte Stück dieses Konzerts bilden die letzte und vielleicht größte Spiegelung. Kagels „Match“ und Golijovs „Last Round“ könnten jeweils als „sportliche Duelle“ betrachtet werden, die eine gewisse Performance in sich tragen. Beide Komponisten legten viel Wert auf die visuell-theatralische Wirkung ihrer Werke.  Der aus Argentinien stammende Komponist Mauricio Kagel verbrachte die längste Zeit seines Lebens in Deutschland und entwickelte ein „Konzept des Instrumentalen Theaters“, für das ein experimenteller Umgang mit Klängen und Klangkörpern wesentlich ist – sowohl kompositorisch als auch thematisch. „Match“ passt gut in diese Gattung hinein. Laut Kagel geht die Idee auf einen seiner Träume zurück: Gleich dreimal habe er ihn geträumt und alles ganz klar und in allen Einzelheiten gesehen. Die beiden Streicher sitzen sich dabei als Opponenten gegenüber. Getrennt vom Schlagzeug, mal als Schiedsrichter, mal ins Geschehen eingreifend, tragen sie ihren berauschenden und teils amüsanten Zweikampf aus.

Auch bei Golijovs „Last Round“ gibt es durch die Instrumentation quasi einen „Kampf zwischen zwei Ensembles“ – und wieder eine Spiegelung! In Kagels „Match“ ist es der sportliche Zweikampf zwischen zwei Cellisten, die sich den Ping-Pong-Ball gegenseitig zuspielen. In der „Last Round“ sind es zwei Quartette, die sich ebenso ein wenig theatralisch duellieren und wiederum verbunden sind durch eine  zentrale Position, diesmal in der Figur eines Kontrabasses.  Golijovs „Last Round“ für Streichnonett wurde von der Birmingham Contemporary Music Group in Auftrag gegeben und 1996 uraufgeführt. „Ich komponierte Last Round (der Titel ist einer Kurzgeschichte über das Boxen von Julio Cortázar entlehnt) als eine imaginäre Chance für Piazzollas Geist, ein letztes Mal zu kämpfen“, schrieb Golijov. „Das Stück ist als ein idealisiertes Bandoneón konzipiert. (…) ‚Last Round‘ ist aber auch ein sublimierter Tango-Tanz: Zwei Quartette stehen sich gegenüber, getrennt durch den zentralen Bass, wobei die Geigen und Bratschen wie in den traditionellen Tango-Orchestern aufrecht stehen. Die Bögen fliegen in der Luft wie umgedrehte Beine in einer kreuz und quer verlaufenden Choreographie, immer anziehend und abstoßend, immer in der Gefahr, aufeinander zu prallen, immer vermeidend mit der Unveränderlichkeit, die man nur erlangen kann, wenn man heiße Leidenschaft in reine Muster verwandelt.“

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fermate-reprise beethoven-freedom

h 20
Morsum
Kirche St. Martin

Ludwig van Beethoven – Adagio sostenuto aus der Mondscheinsonate
Bearbeitung Streichquartett Johannes Marmén
Ludwig van Beethoven – Frühlingssonate
Bearbeitung Streichtrio Anssi Karttunen
Ludwig van Beethoven – Große Fuge

 

*mit Pantomime

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Über das Programm

Musik und Pantomime! Der zauberhafte Pantomime-Künstler JOMI untermalt die besondere Dramaturgie dieses Konzertabends in St. Martin mit seiner Kunst – mit drei der populärsten Stücke Ludwig van Beethovens wird die Geschichte der letzten zwei Jahre nicht nur des Festivals, sondern in gewisser Weise auch der ganzen Welt erzählt.

Das Konzert „Fermate – Reprise Beethoven – Freedom“ fasst drei vergangene Editionsthemen zusammen und präsentiert damit einen großen Teil der KmfSylt-Konzerthistorie. „Freedom“ war ursprünglich dem Freigeist Beethoven gewidmet und wegen seines großen Jubiläums eigentlich für das Jahr 2020 geplant. Doch der abrupte Stopp durch die Pandemie machte die Durchführung des Festivals in seiner ursprünglichen Planung unmöglich. Diese Zwangspause brachte den sinnbildlichen Titel „Fermate“ für das verbliebene und einzige Konzert hervor, das in jenem Sommer realisiert werden konnte. Im darauffolgenden Herbst war es dem KmfSylt dann doch noch möglich, den großen Komponisten zu feiern: in der verkleinerten Sonderedition „Reprise Beethoven“, die den großen Wunsch nach der Rückkehr zu einer baldigen Normalität zum Ausdruck brachte. 2021 konnte dann letztendlich eine revisionierte Ausgabe der Edition „Freedom“ stattfinden. – Das ist der Grund, warum diese drei Themen in der Festivalgeschichte des KmfSylt zusammengehören und diese in einem gemeinsamen Jubiläumskonzert zum Klingen gebracht werden sollen.

Die Stimmung der ikonischen „Mondscheinsonate  leitet den Abend ein mit ihrem Bild von der Verlorenheit und Ratlosigkeit in stiller Nacht, die nur vom Sichelmond blass beleuchtet wird. Der Satz „Mondnacht“ in einer Bearbeitung für Streichquartett von Johannes Marmén des ursprünglich als Klaviersonate (op.27) komponierten Stückes, erklingt in der außergewöhnlichen Tonart cis-Moll und drückt musikalisch den jähen Stopp der Welt und dessen eigentümliche Stille aus. 

Ausgehend von dieser Stille leitet Jomi pantomimisch in den Frühling über. Die „Poesie der Stille“ ist eine Darstellung über diese Jahreszeit und seine zu neuem Leben erblühende Natur. Sie erzählt metaphorisch von einem ersehnten Leben „nach der Pandemie“. Auch musikalisch macht sich der Frühling bemerkbar und erklingt mit Licht, Hoffnung und Bewegung in Beethovens Violinsonate Nr. 5, die aufgrund ihres frischen und erwachenden Charakters später dann auch den Beinamen „Frühlingssonate“ erhielt– hier in einer Bearbeitung für Streichtrio. Beethoven vollendete die Sonate im Jahr 1801, natürlich im Frühling! Angeblich habe das Werk auch Frühlingsgefühle ausgelöst – und so gelingt damit ein Schritt in Richtung wiedergewonnene Freude durch eine gedanklich wiedererlangte Normalität.

Mitten in dieser „wiedergewonnenen Normalität“ feiert JOMI die Freiheit und die „Befreiung des Ausdrucks“ so wie er sie fühlt, sich vorstellt und sie darstellt: eben ganz frei.

Eine große Freiheit nahm sich auch Beethovens Individualismus, der radikal alles in Frage stellte. Sein revolutionäres Denken kam auch in der „Großen Fuge“ op. 133 zum Ausdruck, in Form einer völlig neuartigen Tonsprache. Die Fuge ist einer dieser Fälle innovativer Kammermusik, die die damaligen Zuhörer*innen, sowohl Publikum als auch Kritiker *innen und Verleger*innen, heillos überforderte.
In einer Kritik wurde die Fuge seinerzeit als „chinesisch“ bezeichnet und weiterhin geschrieben: „Wenn die Instrumente in den Regionen des Süd- und Nordpols mit ungeheuren Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wenn sie sich unter einer Unzahl von Dissonanzen durchkreuzen, dann gibt es ein Concert, woran sich allenfalls die Marokkaner ergötzen können.“ Dies zeigt, wie groß die Beethovensche Bereitschaft war, traditionelle „Grenzen“ zu überwinden in einer solch konservativen und voreingenommenen Zeitgenossenschaft…Das ist Freedom!

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26.dienstag

die poesie der stille

h 10.30
List
Erlebniszentrum Naturgewalten

 

Ein Workshop mit dem Pantomimen JOMI

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Über das Programm

Körpersprache macht den Großteil unserer Kommunikation aus und JOMI will sie uns verständlich machen. Als hörbehinderter Künstler ist JOMI Augenmensch, der gelernt hat, genau zu beobachten. So konnte er unter anderem auf besondere Weise erfahren, dass eine gute Körpersprache die Wärme in der Kommunikation verbessert.

Damit kann derjenige schnell Vertrauen gewinnen, der seine eigene Körpersprache beherrscht. JOMI macht uns mit der Sprache des Körpers vertraut und weckt so in jedem das Bewusstsein für seine eigene Körpersprache. Er hilft dabei, diese Sprache bewusst sprechen zu können und vermittelt den Teilnehmer*innen des Workshops, wie die Körpersprache anderer auf einen selbst wirkt.

Durch die Unterstützung der Listland-Stiftung kann dieser einzigartige Workshop kostenlos angeboten werden.

Profitieren Sie dazu von einem Besuch in den Naturgewalten, einem wahren Erlebniszentrum und entdecken Sie das neue spektakuläre 360° Kino!

la dolce vita

h 15
Morsum
Muasem Hüs

Ermenegildo de Cinque – Sonata in g-moll für drei Celli
Joseph Dall’Abaco – Capriccio für solo cello
Michail Glinka – Trio Pathetique
Rodion Shchedrin – Drei heitere Stücke
Nicoló Paganini – Capriccio für solo Violine
Nino Rota – Trio für Klarinette, Cello und Klavier

 

*mit Gelato

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Über das Programm

Barock, Oper und Kino: sicherlich die drei besten Visitenkarten des musikalischen Italiens. Ein Land mit unglaublichen Kunstschätzen, zauberhaften Landschaften und Inspirationsquelle für Künstler*innen aus allen Bereichen: bildende Künste, Literatur, Kochkunst, Gelato… Aber auch die Heimat unzähliger Komponist*innen, die die europäische Musikgeschichte entscheidend geprägt haben. Hier natürlich nur eine kleine, aber besondere Kostprobe!

Aus einer bis ins Mittelalter zurückreichenden adligen Familie aus dem Stadtviertel Trastevere in Rom stammend, ist der 1700 geborene Ermenegildo del Cinque der Einzige, der in Erinnerung geblieben ist. Als Dichter und Maler sehr kunstaffin und wenn auch „nur“ als Amateurmusiker, so war er doch kompositorisch überaus produktiv. Selbst unter Cellist*innen ist er immer noch weitgehend unbekannt, obwohl er ein enormes und beachtenswertes Repertoire an Cello-Sonaten hinterlassen hat.

Ebenso der italienische Cellist Giuseppe Marie Clemens Dall’Abaco, der in seinem langen Leben – er wurde stattliche 95 Jahre alt – zahlreiche graziöse und dennoch dem Barockstil seiner jungen Jahre und seines Vaters verhaftete Stücke für sein Instrument schrieb. Die elf Capricci für Cello solo zeigen eine Virtuosität auf einem Instrument, dessen er ein wahrer Meister war und in seiner Zeit dafür sehr bekannt.

Das lyrische Belcanto hat u.a. mit Rossini, Donizetti, Verdi und Puccini die italienische Oper in der Welt groß gemacht, so dass sie auch jetzt aus keinem Opernhausspielplan wegzudenken ist. Dieser Stil wurde Referenz und zugleich Gegenstand der Sehnsucht für viele Komponist*innen, die nach Italien reisten und dort Zeit verbrachten. So wird der Blick hier einmal „von außen“ auf die Italienische Oper gelenkt. Bis nach Russland hat die Ästhetik und der Gesangsstil des italienischen Belcanto auswärtige Komponisten wie Strawinski und Tschaikowski beeinflusst.

Auch der russische Komponist Michail Glinka ging 1830 nach Italien und lebte dort drei Jahre lang. Er studierte in Neapel und lernte in Mailand Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti kennen. Das „Trio Pathetique“ zeigt seine dort erworbenen Kenntnisse über die italienische Oper und ist hörbar geprägt vom Belcanto: molto cantabile und theatralisch. Man vermag geradezu der Handlung auf der Bühne zu folgen, mit allen Elementen, die stereotypisch sind für eine erfolgreiche italienische Oper: Ouvertüre und Schlussakt, leidenschaftliche Dialoge zwischen einer Sopranistin und einem vor Liebe dahinschmelzenden Tenor, der weise Bass, unterstützende Chormelodien, die große Arie, hinterhältige Strippenzieher, die flüsternd aus der Deckung hervorlugen…  

Der ebenfalls russische Komponist und Pianist Rodion Shchedrin bezieht sich im Satz „Spielen wir eine Oper von Rossini“ auf den ganz eigenen Stil des italienischen Opernkomponisten. Die „Drei heiteren Stücke“ sind, wie der Titel schon sagt, tatsächlich nicht ganz erst gemeint, sondern nehmen uns -und Rossini!- in ihrer augenzwinkernden Parodie liebevoll auf den Arm und regen uns zum Lachen an. 

Der „Vollblut-Italiener“ Nicoló Paganini, berühmtester Violinvirtuose seiner Zeit, war sicherlich auch ein großer Verfechter des “Dolce Vita” – mit Lebensfreude und Genuss. Es heißt, sein äußeres Erscheinungsbild und seine brillante Spieltechnik hätten ihn bereits zu Lebzeiten zu einer Ikone gemacht. Und mit seinen 24 Capricci hält er seitdem weltweit alle Violin-Solist*innen im wahrsten Sinne des Wortes beschäftigt.

International bekannte und preisgekrönte Komponisten wie Nino Rota oder Ennio Morricone sind untrennbar mit der Tradition des italienischen Kinos verbunden, mit der legendären Cinecittà und seinem Kult-Regisseur Fellini, dem wir auch den Titel der Festivaledition 2016 zu verdanken haben. Das brillante Trio für Klarinette, Cello und Klavier von Nino Rota, leider viel zu selten in den Konzertsälen gespielt, zeigt die „seriöse“ Seite des Komponisten und beweist sein Können über seine Genialität in der Filmmusik hinaus, in der er nicht zuletzt als Oscar-Preisträger sehr viel bekannter war.

Rota lebte und arbeitete wie Ermenegildo de Cinque in Rom – und so schließt sich der Kreis in der italienischen Hauptstadt voll Geschichte und Tradition. Und der kulinarische Genuss darf natürlich nicht fehlen, wenn man über Italien erzählt: Genießen Sie ein Gelato, serviert von unserem geliebten und stets sonnig gelaunten Festivalkoch Ronny!

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zauberwelten

h 20
Westerland
Kirche St. Niels

Tazul Tajuddin – Gamel-Rawak
Improvisation
Franz Schubert – Streichquintett in C-Dur
 
 
*mit Bühnenbild
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Über das Programm

Es gibt Welten, deren Existenz der Vorstellung entspringen und die auf normalem Wege nicht erreichbar sind; zu weit entfernt, als dass man sie erleben könnte, scheinen sie unergründlich, doch sicherlich sind sie alle große Quellen von Neugier und Faszination. Der Musik gelingt es, die Gedanken und die Fantasie fliegen zu lassen und diese Welten beinahe berührbar zu machen. Sie verbindet die Wirklichkeit mit der nicht wahrnehmbaren Welt der Einbildung.

Das Publikum begiebt sich bereits beim Eintritt in den Kirchenraum von St. Niels in eine ganz besondere Zauberwelt: Die Szenografie der jungen Bühnenbildnerin Moïra Gilliéron und glockenartige Klänge entführen bereits vom Beginn an in eine andere phantastische Welt. Der Raum füllt sich mit absurden Objekten und kleinen Wundern und wird anhand von Licht und Klang in Szene gesetzt. Sogar der spezielle Altar von St. Niels wird mit neuem Licht Teil der Szenerie.

Gamel-Rawak“ des malaysischen Komponisten Tazul Tajuddin, 2015 geschrieben und in Kuala Lumpur uraufgeführt, setzt sich inhaltlich aus den zwei Teilen seines Titels zusammen: Gamel von „Gamelan“ abstammend, einer südostasiatischen Musikform, die immer im Ensemble gespielt wird und „Rawak“, malaiisch für „zufällig“. Diese beiden stehen in völligem Kontrast zueinander, denn die Gamelan-Musik sieht solistische Performances traditionell nicht vor und gibt auch keinen Raum für Zufälligkeiten, alles ist detailliert strukturiert.

Die graphische und text-basierte Partitur von „Gamel-Rawak“ jedoch stellt die Ansprüche an die Spielenden, das musikalische Material selbst zu organisieren, wodurch die Rollen zwischen Komponist und Aufführendem verschwimmen. Klanglich werden die Sonoritäten der Instrumente so verschmolzen, dass eine Textur entsteht, welche im Idealfall eine Identifikation des einzelnen Instrumentes nicht mehr ermöglicht. Es entsteht ein Klangteppich einer für uns fremden Klangsprache, die uns sphärisch in andere Welten bringt.

Eine kleine freie Improvisation mit einigen Künstler*innen aus dem Festivalensemble wird zu einem einzigartigen Moment– in dem Sinne, dass er tatsächlich nie mehr so sein wird wie an diesem Abend. In einer Realität, in der wir gewohnt sind, alles digital abrufen zu können, was wir bereits einmal gehört haben, kann solch ein Moment in seiner Gesamtheit nur in dieser parallelen Konzertwelt passieren. 

Franz Schuberts Streichquintett in C Dur: Dieses göttliche Streichquintett – das Einzige in der Besetzung mit zwei Celli – gehört unzweifelhaft in den Olymp der Kammermusik und entführt seine Hörer*innen in ein anderes Universum. Franz Schubert komponierte das viersätzige Stück im Jahr 1828, nur ein paar Monate vor seinem Tod. An seinen Bruder Ferdinand schrieb er 1824:  „Freylich ist’s nicht mehr jene glückliche Zeit, in der uns jeder Gegenstand mit einer jugendlichen Glorie umgeben scheint, sondern jenes fatale Erkennen der miserablen Wirklichkeit, die ich mir durch meine Phantasie (Gott sey’s gedankt) so viel als möglich zu verschönern suche.“ Seine Worte zeigen die große Zerrissenheit, die Schubert in dieser Zeit geplagt haben muss. Ob er sich gerade wegen des „fatalen Erkennens der miserablen Wirklichkeit“ in eine Phantasiewelt flüchtet, wissen wir nicht, aber sicher ist, dass dieses Quintett nichts hat von irgendeiner banalen Realiät, sondern uns in phantastische kammermusikalische Höhen führt … göttliche Phantasie, ganz besondere Klangfarben durch die Besetzung, die perfekte Verwobenheit der fünf Stimmen, lange melodische Bögen. Besonders im zweiten Satz erscheint die Zeit derart musikalisch gedehnt und in ihren puren und perfekten stehenden Harmonien verliert man sich tatsächlich in der Unendlichkeit. Zurecht gilt er als einer der Höhepunkte in der Geschichte der Musikkomposition und als Synthese der emblematischsten Züge der Schubert‘schen Poetik. Emotional so überwältigt kann man sich nach solch einem Stück nicht mehr auf der Erde befinden, sondern muss in einer wahrhaften Zauberwelt angelangt sein.

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kmfsylt to go

h 22
Westerland
Beach House
Kammermusik to go

 

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Über das Programm

Ein musikalischer Moment mit Wein!
Das BeachHouse-Sylt ist eines der schönsten Restaurants der Insel, um das Leben in vollen Zügen zu genießen. Relaxte Atmosphäre mit Meerblick und hohe Kochkunst ohne viel Chichi ist hier die Kombi, in der sich auch die Künstler*innen des KmfSylt immer wieder rundum wohlfühlen. Beim Logenplatz hoch oben auf der Westerländer Düne ist nicht nur die große Sonnenterrasse ein Grund, um die Seele baumeln zu lassen, sondern auch das BeachHouse Motto: „Willkommen bei Freunden“. Der Gastgeber Jan Scharfe ist selber großer Fan und Unterstützer des KmfSylt. Gemeinsam mit seinem charmanten Team weiß er, was die Gäste lieben: das Gefühl, jetzt und hier genau richtig zu sein.

sei dabei

27.mittwoch

wunderkinder

h 12
Keitum
Sylt Museum

Wolfgang Amadeus Mozart – Oboenquartett KV 370

Alma Deutscher – Allegretto for strings
Felix Mendelssohn – Intermezzo aus dem Streichquartett Op. 13
Wolfgang Amadeus Mozart – Hornquintett KV 407

 

*mit Floristik

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Über das Programm

Zweifelsohne waren viele der großen Komponist*innen auch schon in sehr jungen Jahren außergewöhnlich talentiert. Aber wenn man aufgefordert wird, „schnell mal ein Wunderkind aus der Musikgeschichte“ zu nennen, dann kann nur ein Name fallen: Mozart! 

Wenn man dann weiter fragt „wer noch“ – dann ist da Felix Mendelssohn zu nennen, der auch als „der Mozart des 19. Jahrhunderts“ bezeichnet wurde, wenn man Schumanns Worte über ihn zitieren will. Aber gibt es auch in unserer Zeit so etwas wie die Wunderkinder seinerzeit? 

Alma Deutscher, 2005 in England geboren, ist Komponistin, Pianistin und Geigerin, schrieb im zarten Alter von acht Jahren das kurze Stück „Quartettsatz“. Die Intention dabei ist nicht, einen Vergleich zwischen zwei „Riesen der Musikgeschichte“ und der jungen, britischen Komponistin herzustellen, sondern ihr außergewöhnliches Talent und die brennende Musikalität in so frühen Jahren zu feiern. Alma Deutscher komponierte dieses charmante Werk in einem Stil, angelehnt an den der beiden großen Meister. 

In Kombination dazu steht ein weiteres Zwischenspiel, Felix Mendelssohns „Intermezzo“ aus dem Streichquartett Op. 13, das liedhaft und leichtfüßig weder als Menuett noch als Scherzo daherkommt. Es ist der dritte Satz eines seiner bedeutendsten Frühwerke und erstaunliches Produkt eines 18-jährigen, das er 1827 komponierte – kurz nachdem er in Berlin die Nachricht vom Tode Ludwig van Beethovens erhielt, den er sehr verehrte. Und tatsächlich tritt im gesamten Quartett die enge Verbindung zum Beethovenschen Spätwerk mal verdeckt, mal ganz offen zu Tage. Nicht nur in der Tonart, in der man eine ganz direkte Anleihe an Beethovens a-Moll-Quartett op. 132 sehen kann, sondern auch in seinem Ausloten der Romantik, dessen großer Wegbereiter Beethoven war.

Eingerahmt werden diese beiden vom Über-Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart. Neben den vier Flöten-Quartetten und dem einzigartigen Klarinettenquintett sind das Oboenquartett und das Hornquintett wohl seine wichtigsten Kammermusikwerke für Bläser. Das Oboenquartett komponierte Mozart 1870 in München für den ersten Oboisten der damals berühmten Mannheimer Hofkapelle – dem wohl besten Orchester seiner Zeit. Von dem Oboisten Friedrich Ramm schwärmten viele:„ … man sagt nicht zu viel, wenn man behauptet, dass noch keiner den schönen, runden, sanften und wahren Ton auf der Oboe, verbunden mit der schmetternden Tiefe im Forte, sich so vorzüglich zu eigen gemacht habe als er“. Auch Mozart schätzte Ramms Qualitäten und ermöglichte im Quartett der Oboe wahrlich zu scheinen und sich im besten Licht zu präsentieren.

Ebenso macht er es mit dem Horn: Geschrieben für einen ihm gut bekannten Musiker-Freund: dem alten Salzburger Bekannten seiner Familie, Hornist Johann Leutgeb. Nach dessen Zeit bei der Salzburger Hofkapelle hatte dieser völlig das Metier gewechselt und ein Geschäft als Käsehändler aufgebaut – und das mit der finanziellen Hilfe von Mozarts Vater! Doch dem Horn blieb er zeitlebens verbunden und so trägt es auch den Beinamen des „Leitgeb’schen Quintetts“. Die ungewöhnliche Besetzung mit nur einer Violine und dafür zwei Bratschen sorgt dabei für einen volleren und wärmeren Klang, der sich harmonisch vortrefflich mischt mit dem tieferen Horn.

Die blühende Fantasie, die aus den Köpfen der Wunderkinder auf unserem Plakat seinerzeit wie deren musikalische Ideen herauswuchs und in einem Blumenbuquet geradezu bukolisch herausquillt, reflektiert sich in den wunderschönen Blumen von Johannes Philipson, kreativer Kopf der beliebten Alten Wäscherei in Keitum.

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kmfsylt to go

h 18:30
Westerland
Roy
Kammermusik to go

 

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Über das Programm

Ein musikalischer Moment mit Style!
Der große und offene Multilabel-Store „roy“, praktisch auf dem Weg zum Meer, ist bei Gästen wie Syltern eine beliebte Adresse für Outfits fern des Mainstreams. Roy und Simone Komorr führen hier ein individuelles Bekleidungs- und Schuh-Sortiment von lässig bis angezogen. Mit viel Liebe und Spaß füllen die beiden Eigner und ihre Mitarbeiter*innen den Ort rundum mit guter Stimmung.
Mit seiner großen Mitte und ans Theater erinnernden Scheinwerfern hat der Laden bereits selbst ein wenig die Anmutung einer Bühne. Dort, wo normalerweise Kleidung in Szene gesetzt wird, wird er beim Festival einfach mal für anderen Bühnenzauber genutzt.

sei dabei

wahnsinnsliebe

h 21
Klappholttal
Akademie am Meer

Robert Schumann – Mondnacht
Arr. Colin Matthews für Oboe und Streichtrio
Johannes Brahms – Intermezzo in A-Dur Op. 118
Sergei Prokofjew – Stücke aus „Romeo und Julia“
Arr. Max Knigge für Viola und Klavier
Richard Wagner – Solo aus dem dritten Akt von „Tristan and Isolde“
César Franck – Klavierquintett in f-moll
 
 
*mit Rezitation
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Über das Programm

Alle Menschen haben sich mindestens einmal im Leben verliebt. Kein Wunder also, dass die Liebe der primäre Antrieb für allemöglichen Schöpfungen ist. Gedichte, Romane, bildende Kunst und eben Musik… Sie tragen so oft Geschichten tiefster Liebe in sich.

Natürlich ist das traditionelle Nachtkonzert im Klappholttal die perfekte Szenerie für einen Abend, der über WahnsinnsLiebe erzählt. Ein später Abend, der mit dem aufziehenden Mond über den Dünen beginnt, wie die Nacht sich über die Felder gesenkt hat in Schumanns „Mondnacht“. Wohl eine der populärsten Schöpfungen Schumanns überhaupt, gehen Musik und Dichtung hier eine einzigartige Symbiose ein.

„Meine geliebte Clara, ich möchte, ich könnte Dir so zärtlich schreiben, wie ich Dich liebe, und so viel Liebes und Gutes tun, wie ich Dir’s wünsche. Du bist mir so unendlich lieb, dass ich es gar nicht sagen kann. In einem fort möchte ich Dich Liebling und alles mögliche nennen, ohne satt zu werden, Dir zu schmeicheln. Deine Briefe sind mir wie Küsse“.

Die Melancholie voller Zärtlichkeit des Brahmsschen „Intermezzo in  A-Dur“ aus den Klavierstücken op. 118 scheint wie die Vertonung dieses Briefes und einer unmöglichen Liebe, die zeitlebens eine Liebe auf dem Papier blieb. Und so ist wohl Clara Schumann auch die heimliche Widmungsträgerin der Klavierstücke. Sie schrieb 1892 in ihr Tagebuch: „eine wahre Quelle von Genuß, Alles, Poesie, Leidenschaft, Schwärmerei, Innigkeit, voll der wunderbarsten Klangeffekte […] In diesen Stücken fühle ich endlich wieder musikalisches Leben in meine Seele ziehen und spiele wieder mit wahrer Hingebung.“

Romeo und Julia: Sicherlich muss man über dieses Paar der Literaturgeschichte nicht viel sagen, ohne dass jeder ihre tragische Liebe kennt.

Sergei Prokofjews op. 64, dessen Handlung treu der Theatervorlage William Shakespeares folgt, ist das längste und bekannteste Ballett des Komponisten und gilt weithin als dessen bedeutendster Beitrag zu dieser Gattung.

Liebe und Tod sind sicherlich nicht erst seit dem Mittelalter Stoff der Volksliteratur, aber mit Tristan und Isolde haben sie prominente Vertreter*innen, die immer wieder bearbeitet wurden, auch von Richard Wagner.

Das feurige Klavierquintett in f-moll Cesar Francks mit seinem überwältigenden Pathos ist ein musikalisch-leidenschaftlicher Liebesbrief des Komponisten an seine Studentin, der nicht nur Francks Ehegattin eifersüchtig werden ließ. Das Stück wurde schon in seiner Entstehungszeit von Édouard Lalo als Explosion beschrieben und Franz Liszt war der Meinung, dass der vehemente Ausdruck des Quintetts die Grenzen der richtigen Kammermusik überschritten haben könnte. Die Premiere brachte eine der außergewöhnlichsten Szenen des französischen Musikbetriebs hervor, als Camille Saint-Saëns, Pianist der Uraufführung und Widmungsträger des Werks, am Ende des Stücks, erzürnt von der zu intensiven, fast fieberhaften Ekstase der Musik, von der Bühne stürmt.

Liebende Komponist*innen, Komponistenlieben, Zweierbeziehungen, Mehrecksbeziehungen, Lieben auf den ersten Blick, lange Lieben – und das alles in der Musikwelt. Das ist der geistreiche Beitrag der Schauspielerin Misha Loewenberg, die uns mit ihrer fesselnden Stimme und ihrer erhellenden Zusammenstellung hinter die Kulissen der Musik schauen lässt.

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28.donnerstag

ostwind

h 12
Westerland
Kirche St. Niels

George Enescu – Aubade für Streichtrio
Vinko Globokar – Toucher für einen Schlagzeuger auf seinem Körper 
Antonin Dvorak – Streichsextett in A Dur
Jochen Missfeldt – „Ostwind oder die fünfzigste Flucht“
Bohuslav Martinu – Quartett für Klarinette, Horn, Cello und kleine Trommel

 

*mit Literatur

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Über das Programm

Eine weite Gegend, die auf den Westen schon seit jeher eine große Faszination ausgeübt hat: Geographisch so nah und kulturell dann irgendwie doch so fern war und ist die osteuropäische musikalische Landschaft seit jeher inspirierend und vielseitig. 

Die Themen und Rhythmen, die von den westlichen Komponisten am meisten verwendet wurden um ihren Werken eine gewisse osteuropäische, exotische Atmosphäre zu verleihen, scheinen mehr aus der Musik der Sinti und Roma zu stammen, als aus der lokalen Volksmusik einer bestimmten osteuropäischen Region. Bereits in der Barockzeit inspirierte die traditionelle Musik des Fahrenden Volkes Komponisten wie Telemann, Haydn oder Brahms, der seine berühmten „Ungarischen Tänze“ komponierte. Und auch ohne die osteuropäischen Komponist*innen wäre das heutige musikalische Europa nicht vorstellbar: Man denke an Meister wie Dvořák, Smetana, Janáček oder Bartók, die mit ihrer unverkennbar „osteuropäischen“ Musik einen gewissen „Ostwind“ in die musikalischen Breiten Europas und später auch der USA brachten. 

George Enescu, musikalischer Vater Rumäniens, und Antonín Dvorak, Ikone Tschechiens, verkörpern in ihren Biografien wahrhaft die Bewegung von Ost nach West und den Austausch verschiedener Kulturen in ihrem Schaffen. Beide Komponisten wanderten nach Westen – der rumänische Komponist fand eine zweite Heimat in Paris, der böhmische Komponist verbrachte drei Jahre in den USA. Auch wenn sie stark an ihre Musik-Tradition gebunden blieben, so nahmen sie doch die musikalischen Stile ihrer (vorübergehenden) Wahlheimaten in ihre Kompositionen auf: Enescu die impressionistische französische Farbigkeit, Dvořák die amerikanische Folklore.

Die „Aubade“, ein morgendliches Liebeslied, wurde 1899 während George Enescus frühen Jahren in Paris komponiert, wo der Komponist von 1895 bis zu seinem Tod mit Unterbrechungen lebte. Das Trio ist eine funkelnde Hommage an den Pariser Salon, aber greift auch subtil auf die rumänische Volksmusik zurück: Die Melodie über gezupfte untere Seiten erinnert in seiner Textur an eine Taraf, ein kleines Volksmusikensemble aus Rumänien oder Moldawien, zu der auch das typische Saiten-Schlaginsturment der Region, das Zymbal, gehört.

Vor der amerikanischen Periode schrieb Antonin Dvořák 1878 sein Streichsextett in A-Dur, vollkommen geprägt und vollgesogen von böhmischer Folklore. Eine Sprache, die Dvořák auch später nie vollständig ablegen sollte; ganz im Gegenteil sagen einige, dass er vor allem in der Fremde ganz besonders böhmisch komponiert habe, trotz der großen Anleihen an die neuen amerikanischen Einflüsse. Im Streichsextett manifestiert sich das „Böhmische“ in vielen Facetten: mal melancholisch singend wie zu Beginn des ersten Satzes und in der Dumka, mal mitreißend tänzerisch wie im Scherzo. Gerade die böhmischen Komponisten verbinden nämlich auf höchster künstlerischer Ebene den urwüchsigen Charme tschechischer Volksmelodien, ihren wechselnden Charakter zwischen tiefer Melancholie und spontaner ehrlicher Freude, mit den monumentalen formalen Konstrukten der mitteleuropäischen Romantik.

In diesem Konzert, in dem die Literatur das Programm und Konzept bereichert, wird Jochen Missfeldt sinnfällig seine Erzählung „Ostwind oder die fünfzigste Flucht“ lesen. Selbst in Nordfriesland lebend, ist er Preisträger des Wilhelm-Raabe-Literaturpreises, des Kunstpreises des Landes Schleswig-Holstein sowie des Italo-Svevo-Preises.

Passend dazu gesellt sich der Slowenische Komponist und Improvisator Vinko Globokar, der in seinem Schaffen viel Wert auf das Verhältnis von Musik und Sprache legt. Toucher basiert auf dem Theaterstück „Das Leben des Gallileo“ von Berthold Brecht, ursprünglich auf Deutsch geschrieben. Globokar extrahiert sechs Szenen aus diesem Stück und übersetzt sie ins Französische. Er bittet das Schlagzeug, die Rollen im Stück zu sprechen, während er sich selbst auf Schlaginstrumenten begleitet, die die Klänge im Französischen imitieren sollen. Insgesamt spricht der Schlagzeuger sechzehn Rollen sowie alle Regieanweisungen. Langsam aber stetig übernehmen die Instrumente immer mehr das Sprechen für den Schlagzeuger, bis dieser vollständig verstummt. 

Das Quartett für Klarinette, Horn, Cello und kleine Trommel wurde 1924 vom tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu komponiert, der gerade nach Paris gezogen war und auch im weiteren Verlauf seines Lebens in verschiedenen Ländern Westeuropas und den USA leben sollte, aber nie mehr dauerhaft nach Osteuropa zurückkehrte. Auch er nimmt in seiner Musik Bezüge zur Volksmusik seines Landes – mit tänzerischen Melodien, einer differenzierten Rhythmik und einer reizvollen Spannung zwischen den verschiedenen Elementen, durch welche neue Zusammenhänge und Klangfarben entstehen.

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zehn

h 20
Keitum
Friesensaal

Wolfgang Amadeus Mozart – Sinfonia concertante
Bearbeitung für Oktett von David Lundblad
Erik Griswold – Action Music
***Pause***
Dmitri Schostakowitsch – Fünf Stücke für zwei Violinen und Klavier
Arrangement von Levon Atovmyan
Ernst von Dohnányi – Sextett in C Dur
 
 
*mit Visual Design
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Über das Programm

Nach einer Woche voller Rückblicke auf die vergangenen Festivaleditionen in ihren jeweils ganz unterschiedlichen Charakteren, die im großen europäischen musikalischen Bogen dennoch im regen Austausch standen und sich gegenseitig immer bereichert und gegenseitig vorangetrieben haben, feiert das Gran Finale im festlichen Abschlussprogramm genau diese Vielfalt und den unermesslichen Reichtum der Musik.

Wie auch schon in den ganz verschiedenen Gestaltungen der vergangen Editionen, die heute Abend zum festlichen Anlass das erste Mal alle gemeinsam zu erleben sind, schafft es die Illustratorin Madeleine Frochaux, dieses enorme Universum im Plakat der diesjährigen Festivaledition grafisch zu transportieren.

Denn die Welt der Musik ist tatsächlich ein unendliches Universum, in dem ein Anfang und ein Ende oder die zwei äußersten Punkte zu finden nicht möglich ist. Wolfgang Amadeus Mozarts und Erik Griswolds Stücke, zwei Musikerlebnisse, die unterschiedlicher kaum sein könnten, miteinander zu kombinieren, ist ein Versuch, zwei Extreme dieser Vielfalt hörbar zu machen. 

Schönste Melodien, perfekteste Harmonien, treffendste Balance zwischen den Stimmen, Eleganz in ihrer natürlichsten Form. Mozart schrieb die künstlerisch außergewöhnlich reife „Sinfonia Concertante“ 1779 in Salzburg. Die klangprächtige und beschwingten konzertante Gattung als konzertähnliche Form für zwei oder mehrere Solo-Instrumente und Orchester, war zu dieser Zeit in aller Munde. Mozart schafft hier fein austarierte Dialoge, sowohl zwischen Violine und Viola als auch zwischen ihnen und dem Orchester.

Im Gegensatz dazu hat „Action Music“ Griswolds keine feste Besetzung, es kann von einer beliebigen Anzahl von Instrumenten in jeder Kombination gespielt werden, von Solist*in bis zum Orchester. In den meisten Abschnitten des Stücks spielen die Interpret*innen in einem engen rhythmischen Unisono zusammen. Allerdings entscheidet jede*r Spieler*in selbst, welche Tonhöhen, Klänge und Instrumentaltechniken verwendet werden. Die Harmonien, die entstehen, sind zufällig und Dialoge im klassischen Sinne entwickeln sich nicht. Die Wirkung ist vielmehr enorm durch seine wahnsinnig starke Rhythmik und seinen einzigartigen Zusammenklang.

Die „Fünf Stücke“ von Schostakowitsch entsprechen so gar nicht der Niedergeschlagenheit und dem Schrecken, den so Mancher bei seiner Musik erwarten würde. Sie sind größtenteils spaßig und gut gelaunt: Ursprünglich einigen seiner weniger bekannten kleinen Filmmusiken und Bühnenstücken entstammend, wurden sie von Schostakowitschs Freund Levon Atowmyan zusammengefasst. In ihrer verführerischen Ohrwurmqualität verwendet er die verschiedenen Tänze aus der europäischen Tradition – Gavotte, Walzer, Polka – zum Genuss der Zuhörer*innen einfach weiter.

Das spektakuläre Sextett in C-Dur Dohnànyis, sein letztes kammermusikalisches Werk und letztes Stück des Festivals ZEHN, verkörpert den reichen Austausch der Kulturen und Stile vortrefflich. 1935 geschrieben und in Budapest uraufgeführt, sind die Anleihen an die Vergangenheit zahlreich: An die symphonische Tradition eines Gustav Mahlers mit einem Sinn für opulente Klangfarben – der erste Satz startet mit einem epischen und heroischen Thema, das vom Horn eingeleitet wird. An den romantischen Korpus eines Brahms, der als der Ausgangspunkt des Schaffens Dohnànyis gesehen werden kann. Auch klassische feinsinnige Texturen eines Mendelssohns scheinen durch. 
Doch Dohnànyi schöpft nicht nur aus seinen Vorbildern, sondern wirft einen Blick auf das weite Stilpanorama der 1930er Jahre. Er experimentiert mit neuen Ausdrucksformen, die zeitweilig bis ins Skurrile driften und an Schostakowitsch erinnern. Im vierten Satz reflektiert er die musikalischen Entwicklungen des Jazz, der in dieser Zeit in ganz West- und Mitteleuropa Fuß fasste.
Die ungewöhnliche Besetzung wirkt auf den ersten Blick recht eklektisch und hat wesentlich dazu beigetragen, dass es in den Konzertsälen wenig vertreten ist. Wenn man das Stück jedoch hört, kann man nichts anderes denken, als dass es genau dafür gemacht ist – und genau für das Festivalfinale von ZEHN!

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